August 15, 2024

Golden Age Index: So integrieren Sie ältere Arbeitnehmer:innen erfolgreich in Ihr Team

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Der demografische Wandel ist nicht aufzuhalten – unsere Gesellschaft altert immer schneller. Deswegen ist es wichtiger denn je, das wirtschaftliche Potenzial älterer Arbeitnehmer:innen zu nutzen. PwC hat dazu den “Golden Age Index” geschaffen: Dieser bietet einen wertvollen Maßstab, der vergleicht, wie gut die Länder Arbeitnehmer:innen ab 55 Jahren in ihre Belegschaften integrieren. Dieser Index zeigt nicht nur das erhebliche ungenutzte Potenzial älterer Arbeitnehmer:in auf, sondern stellt auch konkret heraus, dass Deutschland damit einen langfristigen BIP-Anstieg von etwa 151 Milliarden Euro verzeichnen könnte, wenn es seine Beschäftigungsquote für die über 55-Jährigen auf schwedisches Niveau anheben könnte. Doch wie können wir dieses wertvolle Human Potential bestmöglich integrieren? Diese Frage widmen und beantworten wir heute in diesem Beitrag. 

(Abb. 1: Deutschland und der Golden Age Index, PwC)

Das Hauptproblem bei der Integration älterer Angestellten

Die Integration älterer Arbeitnehmenden birgt mehrere Herausforderungen. Doch eine der größten Schwierigkeiten ist die Anpassung an neue technologische Entwicklungen. Die Digitalisierung und KI lassen grüßen. Viele ältere Arbeitnehmenden fühlen sich davon besonders überfordert – vor allem von der Geschwindigkeit, mit der dieser digitale Zug rast. Infolgedessen erzeugt das ein Gefühl der Unsicherheit und Angst vor Fehlern. Diese Unsicherheit führt weiter dazu, dass ältere Mitarbeitende zögern, neue Technologien zu nutzen oder an digitalen Schulungen teilzunehmen. Und am Ende resultiert dies letztendlich in einer geringeren Produktivität – und einer möglichen Isolation innerhalb des Teams.

Die Folge für Unternehmen

Hinzu kommt ein übergeordnetes Problem: der Verlust von wertvollem Know-how und Erfahrung. Und das wird Unternehmen und die Wirtschaft als Ganzes extrem hart treffen. Ältere Angestellte bringen jahrzehntelange Erfahrung, umfassende Branchenkenntnisse und häufig auch Kontakte mit, die für die Lösung komplexer Probleme und die Ausbildung jüngerer Mitarbeitenden von unschätzbarem Wert sind. Gerade auch in Zeiten, in denen das Mentoring wieder stark gefragt ist. Denn auch die Gen Z ist unsicher. Zwar nicht digital, aber in der Kommunikation – der Gen Z fehlt häufig ein Allgemeinwissen und dadurch trauen sie sich teilweise nicht, mit älteren Angestellten zu sprechen. Mal ganz abgesehen von Fähigkeiten wie kritisches Denken, Resilienz oder Stresstoleranz. Wenn ältere Mitarbeitende nicht angemessen integriert werden, wird es zwangsläufig zu einer Verringerung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens führen.

Darüber hinaus besteht auch das Risiko, dass ältere Mitarbeitende aufgrund von Vorurteilen und mangelnder Unterstützung im Unternehmen demotiviert werden. Damit steht eine erhöhte Fluktuation und der Verlust von Kompetenz und Wissen im Raum.

Herausforderungen und Chancen

Die Herausforderungen bei der Integration älterer Arbeitnehmender sind vielfältig – doch so auch ihre Möglichkeiten. Wie wir jetzt festgestellt haben, benötigen ältere Mitarbeiter:innen oft mehr Zeit und Unterstützung, um sich mit neuen Technologien vertraut zu machen. Dies erfordert Geduld und gezielte Schulungsmaßnahmen. Gleichzeitig besteht die Chance, dass ältere Arbeitnehmer ihre umfangreiche Erfahrung und ihr Wissen in die Digitalisierung einbringen und so innovative Lösungen fördern können. Denn diese Fähigkeit steht ganz oben auf der Liste des Weltwirtschaftsforums (siehe Abb. 2).

Der TÜV Nord kommt zu dem Schluss, dass die Schaffung einer neuen Fehlerkultur entscheidend ist. Ältere Mitarbeiter müssen das Gefühl haben, dass Fehler erlaubt sind und als Lernchancen betrachtet werden. Dies erfordert eine offene Kommunikation und eine Kultur des Vertrauens im Unternehmen. Eine solche Fehlerkultur kann dazu beitragen, die Angst vor neuen Technologien zu verringern und die Bereitschaft zur Teilnahme an digitalen Schulungen zu erhöhen. Auch allgemein fehlt uns Deutschen eine US-amerikanische Kultur im Sinne von “Fail fast, fail forward”, die nicht nur den Älteren zum Vorteil dienen würde.

Ein weiteres kritisches Element ist die Förderung des Wissenstransfers. Ältere Mitarbeitende verfügen über ein umfangreiches Netzwerk und wertvolle Kontakte, die für das Unternehmen von großem Nutzen sein können. Durch Mentoring-Programme und altersgemischte Teams kann dieses Wissen effektiv weitergegeben werden. Die Praxis zeigt, dass in Teams mit einer gemischten Altersstruktur das Arbeitsklima und die Kommunikation oft besser sind, was zu einer höheren Produktivität und Zufriedenheit im Sinne der Employee Satisfaction führt. Tauchen wir als Nächstes ein wenig tiefer in mögliche Lösungen ein.

(Abb. 2: Top 10 Skills für 2025, WEF)

Lösungsansätze

Ein zentraler Aspekt geht von den Führungskräften aus, die entsprechend geschult und sensibilisiert werden müssen. Diese sollten in der Lage sein, die speziellen Bedürfnisse älterer Mitarbeitender zu erkennen und angemessen darauf einzugehen. Dies umfasst auch die Förderung eines respektvollen Umgangs und die Bekämpfung von Altersdiskriminierung im Unternehmen.

Ein weiterer wichtiger Lösungsansatz ist die Einführung von flexiblen Arbeitszeitmodellen. Ältere Angestellte haben häufig familiäre Verpflichtungen oder gesundheitliche Bedürfnisse, die flexible Arbeitszeiten erfordern. In Zeiten von Hybrid und Remote Work sicherlich problemlos für die meisten Unternehmen in der Umsetzung. Auch das steigert  die Zufriedenheit und Produktivität älterer Mitarbeitender erheblich.

Auch die ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes spielt eine Rolle. Dies umfasst eine geeignete Beleuchtung, ergonomische Möbel und eine angenehme Raumtemperatur. Solche Anpassungen helfen, die körperliche Belastung älterer Mitarbeitender zu verringern und ihre Arbeitsfähigkeit zu optimieren.

Und nicht zuletzt: Durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen werden ältere Angestellte ihre digitalen Kompetenzen verbessern und sich besser an technologische Veränderungen anpassen. Dies kann durch individuelle Schulungspläne und altersgerechte Lernmethoden unterstützt werden. Die Praxis zeigt, dass ältere Mitarbeiter:innen auch hoch motiviert sind, sich kontinuierlich weiterzubilden.

Fallstudie – BMW

Ein Beispiel für die erfolgreiche Integration älterer Arbeitnehmenden ist das Programm „Today for Tomorrow“ von BMW.

Das Unternehmen hat das Programm ins Leben gerufen, um aktuellen Herausforderungen proaktiv zu begegnen. Im Rahmen dieses Programms wurden spezielle Arbeitssysteme und angepasste Arbeitsstrukturen eingeführt, darunter ergonomisch optimierte Arbeitsplätze und Einrichtungen zur aktiven und passiven Erholung am Arbeitsplatz, wie Sport- und Ruhezonen. 

BMW hat erkannt, dass ältere Mitarbeiter wertvolle Erfahrungen und Kenntnisse mitbringen, die für das Unternehmen von großem Nutzen sind. Durch die Anpassung der Arbeitsbedingungen und die gezielte Förderung dieser Angestellten konnte BMW die Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit der älteren Belegschaft erheblich verbessern. In einem speziellen Projekt, welches sich speziell auf die BMW Produktionslinie konzentrierte, waren die Ergebnisse beeindruckend: Die Produktivität an der Produktionslinie stieg um 7% innerhalb eines Jahres – und das obwohl die Linie ausschließlich mit älteren Mitarbeitenden besetzt wurde.

Fazit

Die Integration von älteren Arbeitnehmer:innen ist nicht nur eine soziale Verantwortung, sondern vor allem eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Die ersten Babyboomer gehen bereits 2023 in Rente. Unternehmen, die die Potenziale ihrer älteren Angestellten erkennen und nutzen, profitieren von ihren umfangreichen Erfahrungen und Kenntnissen. Vor allem halten sie somit auch das Know-how im Unternehmen. 

Durch gezielte Maßnahmen und eine offene Kommunikation können Unternehmen eine inklusive Arbeitsumgebung schaffen, in der ältere Arbeitnehmende wertvolle Beiträge leisten können. Und wollen. Hierzu muss eine Kultur des Vertrauens und der Wertschätzung geschaffen werden, in der Fehler als Lernchancen betrachtet werden und der Wissenstransfer gefördert wird. Flexible Arbeitszeitmodelle, ergonomische Arbeitsplätze und eine Unternehmenskultur, die ältere Mitarbeitende begrüßt, sind Mittel, um ihre Integration erfolgreich zu gestalten.

FAQs zur Integration älterer Arbeitnehmenden

F: Warum ist die Integration älterer Arbeitnehmer:innen wichtig?

A: Weil Sie wertvolle Erfahrungen und umfangreiche Branchenkenntnisse mitbringen, die für die Lösung komplexer Probleme und die Ausbildung jüngerer Kollegen entscheidend sind. Eine altersdiverse Belegschaft verbessert zudem das Arbeitsklima und die Produktivität.

F. Welche Herausforderungen bestehen bei der Integration älterer Arbeitnehmenden?

A: Hauptprobleme sind neue technologische Entwicklungen und das Überwinden von Altersdiskriminierung. Ältere Mitarbeitende benötigen oft mehr Zeit und Unterstützung, um sich an digitale Tools zu gewöhnen und fühlen sich manchmal unsicher. Diese Unsicherheit gilt allerdings auch für die Gen Z.

F. Welche Maßnahmen können Unternehmen ergreifen, um ältere Arbeitnehmer:innen besser zu integrieren?

A: Unternehmen sollten flexible Arbeitszeiten, ergonomische Arbeitsplätze und gezielte Weiterbildungsmaßnahmen einführen. Eine offene Fehlerkultur und Mentoring-Programme helfen, den Wissenstransfer zu fördern.

F. Wie können Führungskräfte ältere Arbeitnehmende unterstützen?

A: Führungskräfte sollten sensibel auf die Bedürfnisse älterer Mitarbeiter:innen eingehen, Vorurteile abbauen und eine respektvolle Kommunikation fördern. Schulungen zur Integration und Führung altersgemischter Teams sind ebenfalls wichtig.

F. Gibt es erfolgreiche Beispiele für die Integration älterer Arbeitnehmer:innen?

A: Ja, BMW hat mit dem „Today for Tomorrow“-Programm erfolgreich flexible Arbeitszeiten, ergonomische Anpassungen und Einrichtungen zur aktiven und passiven Erholung am Arbeitsplatz eingeführt, was zu höherer Produktivität und geringeren Fehlzeiten führte.

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